Ds Bachhüs

Brot war und ist ein wichtiges Lebensmittel. In früheren Jahren wurde es mehrheitlich gemeinsam in einem Backhaus gebacken. So auch im «Bachhüs» in Oberwald bis zu Beginn der 1970er Jahre.

Gemeinsames Backen

Kirche von Oberwald um 1927 mit Blick Richtung Unterwasser, Foto von Paul-Louis Mercanton

Kirche von Oberwald um 1927 mit Blick Richtung Unterwasser, Foto von Paul-Louis Mercanton

Gemeischaftlich genutzte Backhäuser gab es in vielen Gegenden Europas seit etwa dem 14. Jahrhundert. Ihr Ursprung geht wahrscheinlich bis in die Antike zurück. Ihre flächendeckende Verbreitung begann jedoch erst im 17. Jahrhundert, als die Backöfen im Haus wegen der Brandgefahr und des höheren Holzverbrauchs hoheitlich untersagt wurden.

 

Das «Bachhüs» war aber nicht nur ein wichtiger Ort für die Brotherstellung, sondern auch ein sozialer Mittelpunkt im Dorfleben. Es war ein Ort, an dem man sich traf, sich Zeit für einander nahm um zu reden, zu diskutieren und Probleme zu erötern. Einfach einer dieser Orte der Begegnung wie auch z. B. das «Büchhüs», «Wäschhüs», die Metzgätä, das Gmewäärch oder der «Hewwzug». Manch eine Frau oder ein Mann konnten hier das Herz ausschütten. Man war für einander da, hatte und nahm sich Zeit zuzuhören – etwas, das in unserer hektischen Zeit heute leider oft fehlt.

Ursprüngliche Nutzung

Die Familien in Oberwald buken ihr eigenes Brot regelmässig im Dorfbachhüs in Unterwassern. Das stetig wachsende Bedürfnis nach selbst gebackenem Brot führte dazu, dass 1942 eingangs Dorf ein zusätzliches Bachhüs gebaut wurde. Kurz darauf brannte durch einen Schaden im Ofen der obere Teil des Bachhüs in Unterwassern ab. 1952 wurde der abgebrannte Teil wieder aufgebaut. Aus Kostengründen wurde das Gebäude damals aber nur mit Wellblech gedeckt und nicht wie früher mit Schindeln. Das Bachhüs konnte so aber nun wieder benutzt werden. Vier Familien buken darin noch bis 1971 alle sechs Wochen ihr eigenes Brot. Danach wurde das Bachhüs sich selbst überlassen.

Erwachen aus dem Dornröschenschlaf

30 Jahre später erweckten Bernhard Christian und Alfons Endress das Bachhüs in Unterwassern wieder aus seinem Dornröschenschlaf. Zweimal im Dezember wurde nun wieder im Bachhüs gebacken. Mit Hilfe von den Ehemaligen, die das Backen noch beherrschten, hatten sich die beiden das Wissen und die Technik des Ofenheizens angeeignet und die einzelnen Schritte und die Merkmale der «Ofensprache» in einer Dokumentation festgehalten.

Ursprünglicher Charakter

Schindeldachsanierung im Juni 2008

Schindeldachsanierung im Juni 2008

All die Jahre, in denen das Bachhüs nicht genutzt wurde, wurde es auch nicht mehr gewartet. Entsprechend schlecht war sein Zustand. Das Wellblechdach war undicht, die untersten Holzringe verfault und die Teigmulde war im Verlauf der Jahre dem Wurm verfallen. Als erstes wurde die Teigstube wieder auf Vordermann gebracht und das Dach provisorisch abgedichtet. Die verfaulten Holzringe wurden durch eine Mauer ersetzt. Nebst vielen kleinen Ausbesserungen konnte 2008 dank der tatkräftigen Unterstützung (finanzieller Art und in Fronarbeit) das Wellblechdach ersetzt werden – und zwar wieder durch ein ursprüngliches Lärchen-Schindeldach. So erstrahlt das Bachhüs seit einigen Jahren nun wieder (beinahe) in seinem Originalzustand und begrüsst seine Gäste mit seinem ursprünglichen Charakter.

Wiederbelebte Tradition

wiederentfachtes Feuer im Holzbackofen des Bachhüs Oberwald

wiederentfachtes Feuer im Holzbackofen des Bachhüs Oberwald

Nebst einigen besonderen Bachanlässe für Vereine, Freunde und Besucher wurde mit dem 1. Bachhüsfäscht am 24. Juli 2004 auch der Grundstein für eine neue Tradition – das seither alljährlich im Sommer stattfindende Bachhüsfäscht – gelegt. 2006 kam mit der Altjahrsbachätä ein weiterer regelmässiger Anlass hinzu.

 

Mit dem Bachhüsfäscht im Juli und der Altjahrsbachätä Ende Jahr bzw. seit 2021 der Neujahrsbachätä am 1. Januar wurde und wird die Tradition des gemeinsamen Backens im Bachhüs Oberwald wiederbelebt.

 

Anlässlich des 13. Bachhüsfäschts vom 16. Juli 2016 kam es zur Stabsübergabe vom bisherigen Bachhüs Team von Bernhard Christen an das Team von Stefan Monn und seiner Familie und Freunden, die seither die Tradition fortsetzen und das Wissen rund um das gemeinsamen Backen im Bachhüs Oberwald mit viel Freude und Spass pflegen und bewahren.